Wettstreit um die „besten Köpfe“ darf nicht zum Risiko werden

wettstreit
0

-> Sicherheits- und Personalexperten diskutierten bei der „STATE OF SECURITY“ in Berlin

-> Personalmanagement und Unternehmensschutz müssen Hand in Hand gehen

-> Mitarbeiter-Awareness-Schulungen beugen z. B. ungewollter Informationsweitergabe vor 

Berlin/Essen (14.11.2018). Bei der 5. „STATE OF SECURITY – Die Sicher­heits­kon­fe­renz am Brandenburger Tor“, einer Veranstaltung von KÖTTER Security und German Business Protection (GBP) in Kooperation mit der Allianz SE, diskutierten gestern rund 70 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Behörden über neue Herausforderungen für die Unternehmenssicherheit im Zuge des fortschreitenden Wettstreits um die „besten Köpfe“.

Der Druck für Wirtschaft und öffentliche Hand in Sachen Personalrekrutierung steigt stetig. Mit über 1,2 Millionen unbesetzten Stellen, dies entspricht einer weiteren Zunahme von rd. zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr, verzeichnete die Arbeitsmarkt-Statistik jüngst einen neuen Rekord­wert. Speziell die Besetzung qualifizierter Stellen gestaltet sich immer schwieriger: Bei tech­nischen Berufen, IT- und Logistik-Spezialisten, Fachkräften im Gesundheitswesen und anderen „Engpass-Berufen“ beträgt diese mittlerweile häufig zwischen 150 und 200 Tagen, also rund ein halbes Jahr. „Dies zeigt die Dramatik, in der sich Deutschland befindet. Wir sprechen nicht mehr von einem Fachkräfte-, sondern einem Arbeitskräftemangel“, sagte Friedrich P. Kötter, Verwaltungsrat der KÖTTER Se­cu­rity Gruppe. Mit Negativfolgen nicht allein für Produktion, Verwaltung etc. und damit die Wachstumschancen. „Zunehmend gerät auch die Sicherheit in Gefahr, weil der dras­tische Re­krutierungsdruck ungewollt Tür und Tor öffnet für Spionage, Produktpiraterie oder andere Formen der Wirtschaftskriminalität. Personalmanagement und Unternehmensschutz müssen daher Hand in Hand gehen“, unterstrich der Vizepräsident des Bundes­verbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW).

Die Dringlichkeit dieser Forderung verdeutlichten auch die bei der Veranstaltung im Allianz Forum beispielhaft angeführten Negativerfahrungen innerhalb der deutschen Wirtschaft. So machten betroffene Unter­nehmen, um besonders attraktiv für Bewerber zu wirken, u. a. ungewollt sensibelste Informationen zu Investitionen oder Ausschreibungen transparent. Und zahlten dafür einen hohen Preis, da sich der vermeintliche Top-Bewerber als Spion eines Konkurrenten entpuppte. Gleich­zeitig werden „frisierte“ Bewerbungsunterlagen ebenfalls immer stärker zum Gefahrenherd. Dabei sind Unternehmen diesen Entwicklungen aber nicht schutzlos ausgeliefert. „Prävention ist auch hier das A und O“, erklärte GBP-Geschäftsführer Dirk H. Bürhaus. Im Fokus steht die regelmäßige Schulung von Recruiting-Verantwortlichen, welche Informationen sie zur positiven Positionierung der Arbeitgebermarke bekannt geben dürfen, genauso wie Work­shops, durch sie „Bewerbungsschwindlern“ gezielt auf die Spur kommen. Darüber hinaus unterstützen Background-Checks (Pre-Employment Screening) speziell bei der Besetzung von sensiblen Fach- und Führungspositionen Fake-Bewerbungen frühzeitig zu entlarven.

Investitionen in Weiterbildung und Qualifizierung

Anette Kramme, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, machte in ihrer Rede deutlich, dass auch das Personalmanagement sich durch die Digitalisierung und den damit einhergehenden Flexibilitätsansprüchen der Beschäftigten verändern wird. Zudem verschärft sich die Fachkräfteknappheit in einigen Berufen und Regionen aufgrund des demogra­fischen Wandels. Investitionen in Weiterbildung und Qualifizierung sowie den Erhalt der Beschäf­tigungsfähigkeit werden zum Dreh- und Angelpunkt der Fachkräftestrategie. Je erfolgreicher Unter­nehmen ihre Mitarbeiter weiterbilden und damit an das Unternehmen binden, desto weniger dringend stellt sich das Problem der Personalgewinnung.

Welche Herausforderungen in der Personalrekrutierung sich daraus ergeben und worin Chancen der zunehmenden Digitalisierung im Personalmanagement bestehen, stand im Fokus der ansch­lie­ßenden, von Christine Kipke (Geschäftsführerin exploqii/KnowBe4) moderierten Diskussionsrunde mit Hans-Christian Marxen (ehema­liger Personalchef BASF Asien), Hermann Kühne (Leiter Unternehmens­sicherheit der Berliner Wasserbetriebe) und Dr. Ronny Schimmer (Geschäftsführerin Personal bei der DB Sicherheit GmbH). Gleiches gilt für den „Zwischenruf“ von Alex Weishaupt (Head of Cyber Security Practice, EMEA Professional Search bei Korn Ferry) und den Ini­tial­vortrag „Kampf um die Talente“ von Digitalisierungs-Expertin Yvonne Hofstetter.

Neuer Rechtsrahmen für die Sicherheitswirtschaft

Flankiert wurde die Veranstaltung durch die Fragestellung nach der Rolle der privaten Sicherheitswirtschaft. Dabei unterstrichen Stefan Kaller, Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, sowie Torsten Akmann, Staatssekretär für Inneres bei der Senats­verwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin, in ihren Statements die wich­tige Bedeutung der privaten Dienstleister und ihrer rd. 260.000 Beschäftigten speziell für den Wirtschaftsschutz. Im Zuge der von Staatssekretär a. D. Fritz Rudolf Körper moderierten Diskus­sion zum „Regulato­rischen Handlungsbedarf in der Sicherheitswirtschaft“ betonte Thomas Ernst vom Bundesministe­rium für Wirtschaft und Energie die Bedeutung und die Entwicklungsmöglichkeiten des Bewacherregisters. Friedrich P. Kötter unterstrich die Notwendigkeit umfassender gesetz­licher Reformen für die Sicherheitswirtschaft. Mit Blick auf dieses auch von der Bundesregierung für die laufende Legislaturperiode angepeilte Ziel erklärte Friedrich P. Kötter: „Ein bundeseinheit­liches Sicherheits­gesetz wäre das beste Instrument, um branchenübergreifend hohe Standards bei Qualität und Ausbildung zu gewährleisten.“

Hinterlasse uns einen Kommentar

X